Gio­van­ni Segantini

〈 Bio­gra­fie
Segan­ti­ni im Engadin
Publi­ka­tio­nen

Immer höher, immer berühmter

Gio­van­ni Segan­ti­ni gilt als gros­ser Erneue­rer der Alpen­ma­le­rei und als wich­ti­ger Ver­tre­ter des Sym­bo­lis­mus im Fin-de-Siè­cle. Sei­ne Lebens­sta­tio­nen – Arco im Süd­ti­rol, Mai­land, die nörd­lich davon gele­ge­ne Bri­anza, Savo­gnin im Ober­halb­stein, Malo­ja im Enga­din und letzt­lich der Schaf­berg hoch über Pont­resi­na – wur­den ger­ne als ste­ter Auf­stieg mit der stei­len Kar­rie­re des Künst­lers par­al­lel gesetzt: «Immer höher – immer berühmter».

Giovanni Segantinis Jugend

Segan­ti­ni wur­de am 15. Janu­ar 1858 im damals öster­rei­chi­schen Arco als Sohn des Stras­sen­händ­lers Ago­s­ti­no Sega­ti­ni und von Mar­ghe­ri­ta de Girar­di gebo­ren. Die Mut­ter starb früh. Gio­van­ni kam als 7‑jähriger in die Obhut der Halb­schwes­ter Ire­ne nach Mai­land, wo er bedrü­cken­de Jugend­jah­re ver­brach­te. Er erlern­te den Beruf des Schuh­ma­chers, arbei­te­te im Foto- und Dro­ge­rie­ge­schäft sei­nes Halb­bru­ders Napo­leo­ne und war Gehil­fe eines Deko­ra­ti­ons­ma­lers. Er besuch­te die Aka­de­mie Bre­ra in Mai­land und erziel­te mit dem Gemäl­de «Der Chor der Kir­che Sant’Antonio» sei­nen ers­ten Erfolg.

Brianza

1881 kehr­te Segan­ti­ni der Stadt den Rücken. Er zog mit Lui­gia Bug­at­ti, genannt Bice, in die Bri­anza, in die Seen­land­schaft zwi­schen Mai­land und Como. Die Abkehr von der Stadt und der Aka­de­mie mit ihren dok­tri­nä­ren Regeln und den vor­ge­schrie­be­nen mytho­lo­gi­schen und reli­giö­sen Stof­fen ist pro­gram­ma­tisch. Wie vie­le ande­re Künst­ler such­te Segan­ti­ni nach Ursprüng­lich­keit, nach Moti­ven aus dem ein­fa­chen All­tag, um die tra­di­tio­nel­len Struk­tu­ren der Aka­de­mie zu über­win­den. Die Bri­anza war damals eine bäu­er­lich gepräg­te Land­schaft, wo sich Segan­ti­ni mit dem All­tag der Bau­ern und Hir­ten beschäf­tig­te. Die enge Bezie­hung des Schä­fers und der Hir­tin zu den Tie­ren wur­de zu einem bevor­zug­ten Bild­mo­tiv, das er spä­ter in Grau­bün­den immer wie­der auf­griff. 1882 wur­de dem unver­hei­ra­te­ten Paar Got­tar­do gebo­ren (er wur­de spä­ter sel­ber Maler und schrieb eine Bio­gra­fie sei­nes Vaters); spä­ter kamen die Söh­ne Alber­to und Mario sowie die Toch­ter Bian­ca zur Welt.

Segan­ti­ni Fami­lie: von links Alber­to, Gio­van­ni, Bice, Mario, Baba Uffer, Got­tar­do, Bianca

Graubünden

Im August 1886 liess sich Gio­van­ni Segan­ti­ni nach einer lan­gen Erkun­dungs­fahrt in Savo­gnin nie­der, einem Berg­bau­ern­dorf im Ober­halb­stein in Grau­bün­den. Im Win­ter 1886/87 besuch­te ihn sein Kunst­händ­ler Vit­to­re Gru­bicy, der sei­nen Schütz­ling über die neus­ten künst­le­ri­schen Strö­mun­gen in Frank­reich infor­mier­te. Vor allem aber die Berg­land­schaft mit ihrem kla­ren Licht führ­te den Künst­ler zu einer neu­en Bild­spra­che. Mit­un­ter ver­lieh Segan­ti­ni den akri­bisch beob­ach­te­ten alpi­nen Land­schaf­ten einen sym­bo­li­schen Gehalt, so dass alle­go­ri­sche Bild­vi­sio­nen von unge­mei­ner Leucht­kraft ent­stan­den. Die Abkehr von der rea­lis­ti­schen Gen­re­ma­le­rei erfolg­te, als die­se in ganz Euro­pa in eine Kri­se gera­ten war.

Nach acht Jah­ren über­sie­del­te Gio­van­ni Segan­ti­ni mit sei­ner Fami­lie ins Enga­din, viel­leicht auch des­halb, weil er von Gläu­bi­gern ver­folgt wur­de. 1894 bezog er in Malo­ja das Cha­let Kuo­ni. Auch hier behielt der Künst­ler, des­sen Bil­der zu den teu­ers­ten der dama­li­gen Zeit zähl­ten, den auf­wen­di­gen Lebens­stil des Mai­län­der Gross­bür­ger­tums bei, der die wach­sen­den Hono­ra­re schnell ver­schlang. Die Win­ter­mo­na­te ver­brach­te er jeweils in Soglio im Bergell.

Im Alter von 41 Jah­ren ver­starb Segan­ti­ni am 28. Sep­tem­ber 1899 über­ra­schend an einer Bauch­fell­ent­zün­dung auf dem Schaf­berg hoch über Pont­resi­na, als er am Mit­tel­bild sei­nes Alpen­tri­pty­chons arbeitete.

Albert Stei­ner, Hüt­te auf dem Schaf­berg, in der Segan­ti­ni starb 

Gio­van­ni Segan­ti­ni um 1897
wo er Jah­re der Ein­sam­keit und Trau­rig­keit verbrachte.